DER WESTEN GELSENKIRCHEN


Sie haben sich praktisch die Klinke in die Hand gegeben: Die „Spielplatzbauer” der Mönchengladbacher Firma „Erlkoenig Design“ und die Sippe der Orang-Utans. Klettern und tüfteln können beide. Und die Menschenaffen können nun testen, was die Menschen für sie in der Asienhalle gebaut haben.

Es sieht zumindest aus wie ein wahres Tobe Paradies, was sich Jörg Florenz (42) und seine Kollegen gemeinsam mit den Hallenplanern der Zoom-Erlebniswelt und den Tierpflegern ausgedacht haben. Dicke Seile baumeln und hängen wie Dschungel Lianen quer durch die 400 qm große Anlage, die komplett mit einem 1600 qm großen Stahlnetz – das bis zur Decke des Foliendaches reicht – umspannt ist. Naturbäume und schlanke Bambusstangen aus Stahl sind im tiefen Mulch Boden verankert.

Es hilft, dass Jörg Florenz selbst auch Freizeitkletterer ist. Das hilft bei der Arbeit zwischen den Seilen und den Bäumen, denn nur selbst erklettert und mit der nötigen Fitness kommt man an die richtigen Stellen. Das hilft aber auch beim Denken, beim Ausdenken, beim Versuch, Affe zu spielen. „Orang-Utans klettern und hangeln und springen nicht, wie es zum Beispiel Schimpansen tun”, weiß er 42-Jährige.

Orang-Utans sind zudem Waldbewohner und schätzen auch das gemütliche Dösen in luftiger Höhe. Deshalb die aus Seilen geknüpften und mit schwarzen Gummistreifen verwobenen Hängematten oben in den „Wipfeln” – auch mal als Zwei-Affen-Schaukel, die die rot-braunen Riesen mit Stroh auslegen sollen. Die Felsenbauer haben das Ihre dazu beigetragen, dass nichts an dem Affengehege an einen Käfig erinnert: Treppen, Absätze, Höhlen, Verstecke und Vorsprünge sowie ein mächtiger, modellierter Mangroven-Stamm, der geschickt die Eingangsluken der Affen verdeckt: naturnah nennt das das Zoom.

Und die Besucher haben reichlich Gelegenheit zum Gucken, Suchen, Staunen, nachdem sie sich zunächst durch den dichtbewachsenen Regenwald ans südliche Ende der Asienhalle durchgeschlagen haben. Große Fensterflächen sind in den Kunststein eingesetzt. Der Rundweg um den schmucken Affenstall führt zudem hoch hinauf bis in die Kunstbaumspitzen und erlaubt einen Gesamtblick über die Anlage – „Auge in Auge mit den Waldmenschen”, wie der Zoo verspricht.

Wie klettern die Orang-Utans, was mögen sie, vor allem, wie neugierig und geschickt sind sie? Mit Spannung warten Tierpfleger und Asien-Revierleiter Rico Pirl und die Spielplatzbauer nun auf die ersten „Testergebnisse” von Schubbi, dem 37-jährigen Affenoberhaupt, und seinen sechs Damen, nachdem am Donnerstag die Anlage für die behänden Tiere nach der eher langweiligen, vierwöchigen Quarantänezeit freigegeben worden war.

Orang-Utans sind Tüftler

„Orang-Utans sind unglaubliche Tüftler und Handwerker. Und dazu sehr neugierig. Die versuchen, jede Schraube aufzubekommen”, weiß der 32-jährige Rico Pirl. Und intelligent sind die „Waldmenschen” auch. Ihr Intelligenzquotient bewege sich auf dem Niveau eines drei- bis fünf Jahre alten Kindes. Nur sind die bis zum 90 Kilogramm schweren Tiere ungleich stärker. „Die Kraft in den Händen und Füßen ist enorm”, so Pirl. Entsprechend verankert, gesichert, verschweißt und genietet muss alles sein.

Richtig gespannt ist Pirl auch, wie die Affen mit den Zwergottern auskommen werden, die sich am Boden in ihrem Wasserbassin direkt vor den Fensterfronten tummeln werden und nun auch nicht gerade ruhige Gesellen sind. Erfahrungen aus anderen Zoos versprechen da manch muntere Begegnung.

Den ersten Verbesserungsvorschlag nach der Praxis-Premiere gaben Schubbi & Co übrigens schon: Die Abdeckdosen auf den Bambusstangen müssen besser befestigt werden. Die erste war flugs abgelöst und musste von Rico Pirl gegen eine Portion Gummibärchen eingetauscht werden.

Foto: Martin Möller Foto: WAZ Foto Pool

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